Bandverletzungen
Voller Motivation in die Laufschuhe, ab in den Wald, Stoppuhr gestellt und wieder nichts geworden mit dem Rekord. Nein, nicht der eigene Schweinehund war schuld, sondern wieder einmal der schmerzende Knöchel. Am Anfang dieser Leidensgeschichte steht meist ein unachtsamer Tritt: Der Fuß knickt um und schon schießt ein stechender Schmerz durchs Sprunggelenk. Alles schwillt an und mehrere Wochen lang tut jeder Tritt höllisch weh. Viele Hobby- und Profisportler haben damit schon Erfahrung gemacht und viele denken, dass sie nach einer Ruhepause und ausreichend langem Kühlen doch eigentlich wieder bereit sein müssten, sich beim Sport so richtig ins Zeug zu legen. Und bei den meisten ist das auch so. Doch für manche sieht es anders aus: Aus scheinbar unerklärlichen Gründen kommen die Schmerzen im Sprunggelenk und/oder am Fußaußenrand bei jeder noch so kleinen Belastung zurück. Es folgen verschiedenste Therapieversuche bei verschiedensten Ärzten – und trotzdem scheint irgendwie nichts so richtig zu helfen.
Beim Sport umgeknickt: Was passiert im Sprunggelenk?
Um zu verstehen, wie es zu den chronischen Schmerzen kommen kann, müssen wir uns anschauen, wie das Sprunggelenk aufgebaut ist und was beim Umknicken eigentlich passiert. Vereinfacht ausgedrückt, benötigen wir – neben den Gelenken, deren Kapseln und Muskelsehnen – drei Bänder am Außenknöchel und ein breites Band am Innenknöchel, um unsere Füße beim Laufen und Gehen stabil belasten und abrollen zu können. Treten wir in einem unachtsamen Moment falsch auf, kann sich der Apparat von Bändern, Gelenken, Sehnen und Kapseln nach innen verdrehen. Die dabei entstehenden Scher- und Zugkräfte können so stark sein, dass die äußeren Bänder auseinandergezogen werden und dadurch sowohl die Bänder als auch die Kapsel des oberen Sprunggelenks einreißen oder zerreißen und die Innenseite des Sprungbeins und dessen Knorpelanteil gegen das Schienbein gedrückt wird. Das Sprunggelenk schwillt an und schmerzt solange, bis die Verletzung wieder geheilt ist.
ABER WARUM KOMMEN DIE SCHMERZEN DANACH TROTZDEM IMMER WIEDER?
Wenn ein Sprunggelenkband heilt, kann der Körper die ursprüngliche Bandstruktur nicht wiederherstellen – stattdessen bildet sich Narbengewebe. Dieses hat aber eine ganz andere Struktur und ist deshalb bei manchen Patienten und Patientinnen nicht in der Lage, das Sprunggelenk gleichermaßen zu stabilisieren. Mediziner sprechen dabei von einer Mikroinstabilität des Sprunggelenks. Die einzelnen Bänder spielen nicht mehr richtig zusammen und es kommt besonders beim Sport immer wieder zu Überdehnungen und Fehlbelastungen – und genau das verursacht die immer wiederkehrenden Schmerzen.
WARUM HAT DIE BISHERIGE BEHANDLUNG NICHT GEHOLFEN?
„Für zwei Wochen habe ich eine Schiene getragen und dann noch für mehrere Wochen eine Bandage. Ich habe alles gemacht was mir geraten wurde, aber die Schmerzen wollen einfach nicht weggehen“ – so oder so ähnlich beschreiben viele meiner Patienten und Patientinnen ihren Leidensweg, wenn ich sie das erste Mal untersuche. Das Problem liegt darin, dass es selbst mit den modernsten bildgebenden Verfahren sehr schwierig ist, die Ursache der Schmerzen zu erkennen. Dafür braucht es einiges an Erfahrung. Oft werden MRT-Befunde von Ärzten und Ärztinnen falsch gedeutet, weshalb Therapien vorgeschlagen werden, die am Ende nichts bringen. Die Schmerzen im Sprunggelenk bleiben also – mehr noch, sie breiten sich aufgrund von Fehl- und Überlastung manchmal sogar auf andere Bereiche wie die Peronealsehnen (an der Außenseite der Wade und am äußeren Fußrand) aus. Außerdem besteht auch immer die Gefahr von Folgeschäden, etwa in Form von Knorpelschäden.
Umso wichtiger ist also die Begutachtung durch einen erfahrenen Fußspezialisten. Denn oft können nur eine genaue klinische Untersuchung und eine detaillierte Befragung Aufschluss über die richtige Diagnose geben. Ebenso wichtig ist eine exakte Beurteilung der Magnetresonanz und des Gangbildes. Ist die richtige Diagnose einmal gestellt, muss über die notwendigen konservativen oder operativen Therapiemaßnahmen individuell und mit großer Sorgfalt entschieden werden.
WANN EIGNEN SICH WELCHE BEHANDLUNGSMETHODEN?
Besonders die Dauer und Intensität der Schmerzen sowie der Grad der Belastbarkeit entscheiden darüber, welche Therapiemaßnahme am geeignetsten ist.
In den ersten 2 Wochen nach dem Umknicken wird das Sprunggelenk mit Hilfe einer Schiene ruhiggestellt und anschließend für 4 Wochen mit einer Bandage stabilisiert. Ganz wichtig ist in dieser Phase auch eine auf Ihre Beschwerden individuell abgestimmte Physiotherapie.
Sind die Schmerzen und das Instabilitätsgefühl nach 2 Monaten immer noch nicht verschwunden, kommt nach Durchführung einer Magnetresonanzuntersuchung ein dreiteiliges Therapiekonzept zum Einsatz: Zum einen wird eine einmalige Stoßwellentherapie durchgeführt, wobei hochenergetische Schallwellen das Zellwachstum beschleunigen und die Durchblutung verbessern. Zum anderen erhalten Sie mehrmalig eine Humanplasmainjektion. Dabei wird Ihnen ein klein wenig Blut abgenommen, das Blut kommt anschließend in eine Zentrifuge, wodurch vor allem Blutplättchen und andere für die Heilung nützliche Stoffe im Blutplasma konzentriert werden. Dieses Plasma wird anschließend in die schmerzende Stelle gespritzt. Dadurch wird der Heilvorgang beschleunigt und die Schmerzen werden gelindert. Zusätzlich wird das Sprunggelenk mit Hilfe einer Schiene stabilisiert.
Erst wenn die Schmerzen länger als 4 Monate andauern, bis in den Fußaußenrand ausstrahlen und/oder der Fuß nur noch deutlich eingeschränkt belastet werden kann, kommt ein operativer Eingriff am Sprunggelenk in Frage. Dabei wird zunächst eine kleine Kamera in das Sprunggelenk eingeführt (Arthroskopie), um Ort, Grad und Art der Verletzung genau zu ermitteln. Anschließend werden die gerissenen Bänder genäht und mit einem kleinen Kunstband verstärkt. Dieses Kunstband ist wie eine Art Sicherheitsgurt, der dafür sorgt, dass die Bänder in der richtigen Spannung heilen können. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann dadurch die nötige Stabilität erreicht werden, um wieder schmerzfrei Sporttreiben zu können – und das alles bei einer kurzen Nachbehandlungszeit.
Sollten Sie also beim Sport immer wieder Schmerzen verspüren oder leicht umknicken, zögern Sie nicht, in meine Ordination zu kommen - ich berate Sie gerne über die für Sie beste Behandlungsmethode!